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Corporate Influencer: Mehr Power für Cyber-Security

Interview mit Klaus Eck, freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten

Zum Podcast-Interview:

Klaus, Du bist Autor des Buches “Die neue Macht der CORPORATE INFLUENCER. Wie Mitarbeiter:innen die Kommunikation von Unternehmen verändern„.* Darin kommen gleich zwei Begriffe vor, die ich Dich kurz bitte, zu erklären: Influencer – sind das nicht diese ganzen jungen Menschen, die auf Instagram Proteinshakes und die passenden Rezepte anpreisen? Und was ist daran corporate?

Als erstes muss man natürlich viele Vorurteile ausräumen. Es geht nicht darum, dass werden soll, was viele Dreizehnjährige vielleicht werden wollen: Influencer. Es geht eher darum, dass man den Einfluss, den man als Mitarbeiter/ Mitarbeiterin eines Unternehmens hat, auch nutzt und die Chance nutzt, auch für sich gute Sichtbarkeit für Themen zu bekommen, in denen man sich auskennt. Dort, wo wir Experte oder Expertin sind. Und es geht darum, in der digitalen Öffentlichkeit in eigener Sache unterwegs zu sein. Die Expertise zu zeigen und sie nicht zu verstecken.

Viele Unternehmen haben ganz fantastische Mitarbeitende, die auf Linkedin oder anderen Kanälen unterwegs sind und das ist eine großartige Chance, diese auch wirken zu lassen.

Und die neue Macht besteht darin, dass sie plötzlich sichtbarer werden. Dass man erkennt, dass Einzelne tatsächlich diese Expertise auch zeigen wollen, dass das Spaß macht und man damit auch erfolgreich sein kann im eigenen und auch in anderen Unternehmen.

„Influencen“ ist hier gemeint im Sinne von „Einfluss“. Es geht nicht darum, andere Menschen zu manipulieren, sondern sie da abzuholen, wo sie sind. Und letztendlich das zu tun, was wir alltäglich machen: zu wirken. Wir gehen in den Dialog mit unseren Kolleginnen und Kollegen und darüber hinaus auch professionell mit vielen anderen Menschen. Das gezielt einzusetzen ist etwas Gutes. Das heißt, ich nutze Chancen in der Kommunikation für mein Unternehmen, für meine Rolle, um darüber andere Menschen zu erreichen und mit ihnen auch in den Dialog zu treten. Wenn ich das nicht mache und nur im kleinen Rahmen aktiv bin, dann ist das auch gut. Aber es gibt eben auch (wenige) Menschen, die auch in der digitalen Öffentlichkeit aktiv sein wollen. Die Lust darauf haben. Das sind in der Regel ca. 1-10% der Mitarbeiterschaft, viel mehr sind es gar nicht, die auch als Corporate Influencer in Frage kommen.

Es ist eine großartige Chance, wenn man denen als Unternehmen eine gewisse Unterstützung gibt und sie auch schult, professionell zu kommunizieren. Dadurch sichert sich einerseits das Unternehmen ab, andererseits hilft es den Mitarbeitenden auch, erfolgreicher zu sein.

Natürlich habe ich Dich aus einem ganz bestimmten Grund eingeladen, denn Corporate Influencer sind ja Multiplikatoren. Solche Multiplikatoren gibt es ja auch für viele Themen INNERHALB des Unternehmens. Was sind die Vorteile der Einbindung von Multiplikatoren in die interne Kommunikation?

Inzwischen ist ja das wichtigste interne Kommunikationsinstrument Linkedin, weil viele Menschen darüber wahrgenommen werden. Und weil wir natürlich auch sehr neugierig sind und schauen, was die Kollegen und Kolleginnen so auf Linkedin treiben.

Interview Sandra Aengenheyster - Klaus Eck
Interview Sandra Aengenheyster – Klaus Eck

Die interne Kommunikation spielt eine große Rolle, gerade wenn ich ein Corporate Influencer-Programm aufsetze, wo ich darauf hoffe, dass viele Mitarbeitende viel stärker über das Thema meines Unternehmens und meiner Organisation berichten. Es ist unglaublich schwer, Menschen dazu zu bewegen, nach außen über das eigene Unternehmen zu berichten oder darüber zu posten, z.B. auf Linkedin. Dafür brauche ich einen Rahmen, der Sicherheit vermittelt, der auch Fehlerfreundlichkeit zulässt und der die Menschen auch ermutigt, in diese digitale Öffentlichkeit zu gehen. Dafür ist die interne Kommunikation die wichtigste Voraussetzung. Ich muss viel darüber kommunizieren, wie so ein Programm aufgesetzt ist, was die Ziele sind, ob das Influencen Manipulation ist oder Dialog. Letztendlich geht es um Community-Management nach innen. Darum, dass auch die Silos innerhalb eines Unternehmens abgebaut werden, man miteinander ins Gespräch kommt. Corporate Influencer-Programme sind eine großartige Chance, das zu ermöglichen, also von der eigenen Expertise ausgehend mit einer persönlichen Kommunikation in den Dialog zu gehen.

Wie gehe ich mit der Frage um, welche Informationen geteilt werden dürfen? In den meisten Fällen, zum Beispiel im Rahmen von Compliance und Cyber-Security Awareness, geht es ja eher um die Sensibilisierung, welche Informationen meines Unternehmens nicht geteilt werden sollen oder dürfen.

Es gibt unglaublich viel Unsicherheit dahingehend, was ich darf und was ich nicht darf. Die Schere im Kopf führt dazu, dass ich lieber nichts mache, bevor ich einen Fehler mache. Aus dem Grund sind die Guidelines (Richtlinien) natürlich sehr wichtig. Klassisch gibt es Social Media Guidelines, die auch den Tenor haben: „Bitte mach lieber nichts, bevor Du was falsch machst.“ Während Corporate Influencer Guidelines ganz anders aufgebaut sind. Die gehen nämlich nach der Devise vor: „Lieber Mitarbeitenden, wir glauben an Euch, wir vertrauen Euch. Wir geben Euch aber auch Schulungen und die Möglichkeiten zu lernen, wie man es richtig macht“. Und wenn man das den Mitarbeitenden vermittelt und ihnen zeigt wie sie gut kommunizieren können und dabei auch keine Fehler machen müssen, dann wird es leichter werden für eine Unternehmenskultur, sich auf so etwas einzulassen. Und dafür braucht es Mut, um Menschen wirklich zu befähigen, dass sie auch wirklich in diese digitale Öffentlichkeit gehen wollen.

Jetzt ist es oft noch so, dass die meisten eher zurückhaltend darauf schauen. Weil sie nichts falsch machen wollen und weil sie ja auch ihrem Unternehmen nutzen wollen. Andererseits gibt es natürlich auch genug Mitarbeitende, die trotzdem, ohne jede Absicherung in der digitalen Welt unterwegs sind. Das wissen viele Unternehmen gar nicht und es lohnt sich wirklich für Unternehmungen, einmal nachzuschauen auf Linkedin, wieviel von der eigenen Mitarbeiterschaft dort schon unterwegs ist. Ohne jeden doppelten Boden, ohne jede Absicherung, ohne jede Schulung. Denn nur weil ich wegschaue, heißt es ja nicht, dass es nicht passiert.

Corporate Influencer-Programme ermöglichen, dass Unternehmen da viel sicherer unterwegs sind und dass jeder Einzelne auch viel besser Bescheid weiß worüber er oder sie kommunizieren darf.

Es ist also für Unternehmen wichtig, den Rahmen abzustecken und somit auch deutlich zu machen, welches die „Grenzen“ sind, innerhalb derer man sich frei bewegen darf?

Einzäunen kann man seine Mitarbeiter nicht, sollte man auch nicht tun, sonst hätten wir einen Zoo, in dem wir uns die Mitarbeiterschaft anschauen können. Aber das Problem war in einem Zoo ist: die gucken nur noch draußen, gehen aber nicht nach draußen und darum geht‘ s ja in „Digitalien“. Es geht darum, dass die Menschen, die sowieso alltäglich inzwischen ins Internet gehen, auch in der Freizeit dort unterwegs sind, in die Lage versetzt werden, das richtig gut zu machen. Denn jeder/jede einzelne kann darüber auch das eigene Netzwerk ausbauen und dadurch auch in den Austausch mit anderen Menschen aus anderen Unternehmungen treten. Was ja auch wiederum dazu führt, dass Menschen miteinander lernen und voneinander lernen, wovon das Unternehmen immens profitieren kann. Auch nach innen spielt dies eine große Rolle, denn wenn ein Corporate Influencer gut vernetzt ist, wird er viele Informationen aufnehmen und diese auch teilen und somit die Lernkultur unterstützen.

Viele Mitarbeitende schauen sich genau an, was Corporate Influencer in solchen Programmen tun, orientieren sich auch daran. Natürlich auch daran, was Vorgesetzte machen, was das C-Level macht. Manchmal tragen Corporate Influencer-Programme aber auch dazu bei, dass der Vorstand ins Digitale hineingeht.

Nehmen wir an, ein Unternehmen möchte Multiplikatoren für Cyber-Security Awareness etablieren. Wie soll man anfangen, was sind Deiner Ansicht nach die wichtigsten Punkte, die es zu beachten gilt?

Als allererstes fallen einem sicherlich Namen ein von Expertinnen und Experten, die im Unternehmen schon vorhanden sind zum Thema Cyber-Security. Und dann kennt man eigentlich schon diejenigen, die gut vernetzt sind – intern wie extern – in der Regel schon vorher. Und weiß, dass da vielleicht noch ein Gap ist zum Digitalen, aber gerade beim Thema Cyber-Security ist die Wahrscheinlichkeit sogar relativ groß, dass bereits Expertise vorhanden ist und dass diejenigen auch bereit sind, diese mit der digitalen Öffentlichkeit zu teilen. Da würde ich diese Menschen informell ansprechen, aber auch für das Corporate Influencer-Programm werben, indem ich erkläre was das heißt.

Und als allererstes würde ich den Begriff Corporate Influencer vermeiden, denn niemand möchte – wie Du schon am Anfang gesagt hast – Influencer werden, sondern Botschafter oder Abgesandter meines Unternehmens.

Da es aber auch Markenbotschafter gibt, herrscht eine riesige Begriffsverwirrung. Der Corporate Influencer-Begriff ist sehr gut, wenn es darum geht das Phänomen zu beschreiben, aber er ist keine Selbstbeschreibung. Also niemand muss nach draußen gehen und sich dann einen Hut aufsetzen, auf dem „Corporate Influencer“ steht. Ganz im Gegenteil, da steht dann „Cyber-Security Experte“ oder ein entsprechender Titel, der das umschreibt was ich tue. Und wenn ich dann zeige, dass ich als Organisation dem Cyber-Security Experten mehr Zeit einräume, auch dabei helfe professionelle Postings zu verfassen und dabei helfe erfolgreicher zu werden, dann werde ich auch genügend Menschen finden, die Lust darauf bekommen Corporate Influencer zu werden. Natürlich ist das Setting ganz wichtig: es geht um die richtige Mischung, ist geht auch um eine gewisse Diversity, also Menschen aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens zu finden, die sich über das Thema Cyber-Security verbinden. Daher ist es sicherlich ein Teil des Erfolgs, dass sich nur IT-Leute, verknüpfen, sondern auch Marketing- oder Sales-Leute etc. miteinander verknüpfen und dazu beitragen, dass Cyber-Security Expertise nach außen gelangt und Sichtbarkeit hat damit hat.

Mit diesem Netzwerken und Verknüpfen hat mein Co-Autor Winfried Ebner bei der Deutsche Telekom gute Erfahrungen gesammelt. Denn gerade bei einem Telekommunikationsunternehmen gibt es viele IT-Leute, die profundes Wissen haben. Wenn die dazu gebracht werden, nach außen zu gehen, funktioniert es auch im Sinne der Company und im Sinne der Expertise der Person. Wir profitieren alle davon, wenn Menschen bereit sind, mit dieser Expertise nach außen zu gehen.

Abschließend noch folgende Frage: Was sind Deiner Erfahrung nach die 3 größten „Todsünden” beim Einsatz für interne Multiplikatoren oder Influencer?

Todsünden gibt es da eine ganze Menge.

Zunächst einmal ist es am wichtigsten, dass ich den Corporate Influencern nicht ständig sage, was sie falsch machen. Also jemanden beispielsweise sofort nach einem Posting zum Vorstand zu zitieren und sage: „So nicht!“. Oder einfach immer alle Fehler, z.B. Rechtschreibfehler korrigieren. Das demotiviert sofort, diese Menschen schreiben dann nie wieder etwas und halten sich lieber zurück.

Die zweite Todsünde: Der Glaube, dass eine einmalige Schulung ausreicht.

Die dritte Todsünde besteht darin, es gar nicht zu machen, sondern zu glauben, dass jeder und jede sowieso aktiv werden möchte. Nein, ich muss ermutigen und die entsprechende Kultur aufbauen, damit Menschen dies gerne tun und sich trauen, in die digitale Öffentlichkeit zu gehen.

Klaus Eck auf Linkedin, Website Klaus Eck

 

 

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